Und wenn’s deine eigene Kohle wäre?

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Money, Money, Money – Extra Cash für Bibliothek sorgt für Trubel

Das Ding ist durch: Für die Renovierung des Post- und Verwaltungsgebäudes, das zur Landesbibliothek umfunktioniert werden soll, werden mal eben locker fünf Millionen Franken mehr benötigt. Kein Wunder, dass das für ’nen ziemlichen Wirbel sorgt. Klar, viele sind angefressen, dass bei einem staatlichen Bauprojekt schon wieder die Rechnung nicht hinhaut.

Deja-vu mit dem Landesspital

Die peinlichen Pannen bei der Planung des Landesspitales sind noch frisch im Gedächtnis. Da muss der Landtag diese Woche auch noch über zusätzliches Geld entscheiden. Ob bei der Landesbibliothek oder dem Landesspital, die Regierung trägt die politische Verantwortung. Aber auf technischer Ebene gibt’s ’ne Menge Leute, die ebenfalls ihren Teil dazu beitragen.

Spotlight auf die Regierung

Beim Landesspital stand politisch Regierungsrat Manuel Frick (FBP) im Rampenlicht. Bei der Landesbibliothek ist es nun Regierungsrätin Graziella Marok-Wachter (VU). Beim Landesspital war längst ein offenes Geheimnis, dass die Regierung sich total übernommen hat, bevor sie die Öffentlichkeit informierte. Bei der Landesbibliothek hat die Regierung zumindest versucht, mit einer Pressekonferenz transparent zu informieren. Das löst zwar das Problem nicht, aber es entsteht weniger das Gefühl, dass etwas vertuscht werden soll.

Parteipolitisches Ping-Pong

Nach den ersten Reaktionen der FBP ist klar, in welche Richtung das parteipolitische Ping-Pong nun gehen wird. Es folgen die üblichen Sandkastenspielchen der beiden Regierungsparteien. Nachdem Manuel Frick beim Landesspital von der VU mit Sand beworfen wurde, wird nun eine Schaufel von der FBP Richtung Graziella Marok-Wachter geworfen. Das gehört zwar zum parteipolitischen Hickhack, löst das grundlegende Problem aber auch nicht.

Verantwortung der Regierung

Am Ende ist es die Koalitionsregierung von VU und FBP, die für beide Probleme geradestehen muss. Jetzt braucht’s Lösungen für die Zukunft, um nicht den gleichen Fehler noch ein drittes Mal zu machen.

Architekturwettbewerb als Kostentreiber

Bei beiden Projekten gibt es einen entscheidenden Punkt, der hauptverantwortlich für die Kostenüberschreitungen ist: der Architekturwettbewerb. Hier wurde in beiden Fällen mehr auf den Look als auf den Preis geachtet. Beim Landesspital wurde ein Projekt zum Sieger gekürt, welches die Anforderungen nur zu 80 Prozent erfüllen konnte und zu teuer war. Das Resultat ist bekannt.

Ähnliche Story bei der Landesbibliothek

Bei der Landesbibliothek lief es offensichtlich ähnlich. Im Jurybericht steht, dass die 24 eingereichten Projekte zwischen rund 6 Prozent unter und +31 Prozent über dem angestrebten Kostenziel lagen. Bei den Beurteilungskriterien für die Jury werden die Kosten aber mit keinem Wort erwähnt.

Änderungen im Architekturwettbewerb

Auch das Siegerprojekt war in seiner ersten Version zu teuer und es gab bereits vor der Überarbeitung Sorgen im Bereich der Statik, welche jetzt unter anderem zu höheren Kosten führen. Hier muss angesetzt werden: Ein Projekt, auch wenn es noch so schön ist, muss vom Architekturwettbewerb ausgeschlossen werden, wenn es nicht im Budgetrahmen liegt. Alles andere funktioniert nicht.

Einfluss der zukünftigen Nutzer

Nebst der Regierung – im Fall der Landesbibliothek Marok-Wachter und Frick – und Fachexperten, hatten auch die künftigen Nutzer bzw. Mitarbeitenden beim Architekturwettbewerb ein grosses Gewicht in der Jury. Dieses gilt es einzuschränken, damit es nicht zu einer „Wunschliste“ kommt. Klar, dass ein Gebäude funktionell sein muss, aber Luxuswünsche dürfen keinen Platz haben. Weder von den zukünftigen Nutzern, noch vom Amt für Hochbau und Raumplanung.

Expertenmeinung

Viele Bauexperten sehen darin einen Hauptgrund, warum die öffentliche Hand zu teuer baut. «Das Problem ist nicht, dass sie es nicht könnten. Sie wollen nicht», sagt ein Experte aus der Baubranche. Er möchte wie viele andere nicht genannt werden, da sonst Aufträge ausbleiben könnten.

Einfache Lösung

Die Lösung, um in Zukunft Bauprojekte der öffentlichen Hand innerhalb des Kostenrahmens zu realisieren, wäre ziemlich einfach: Wenn alle Beteiligten sich die Frage stellen, was sie tun würden, wenn es ihr persönliches Geld wäre, dann würden einige Entscheidungen anders ausfallen und zumindest das vom Landtag festgelegte Budget eingehalten werden.

Weiterer Verlauf

Wie es beim Landesspital und bei der Landesbibliothek weitergeht, muss der Landtag oder möglicherweise das Volk entscheiden. Dabei ist es aber völlig unwichtig, wer im Sandkasten besser mit dem Schäufelchen zielen kann.

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