Im Race geht’s voll ab im Kopf

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Lorina Zelger: Die Skifahrerin mit der Power

Also, Lorina Zelger pusht ihre Grenzen mal wieder. Sie packt nochmal 1,5 Kilogramm auf die Langhantel – zusätzlich zu den schon vorhandenen 80 Kilogramm. „Der Ausfallschritt ging vorhin etwas zu easy“, meint sie und notiert das neue Gewicht. Im Winter trainiert sie mit weniger Gewicht, da es neben dem Skifahren kaum Chill-Zeit gibt und ohne diese ist Krafttraining nicht so wyld.

Die letzte Saison war echt krass für sie. Ihren ersten Podestplatz im Europacup hat Lorina vor zwei Jahren gerizt. Im Riesenslalom von Mayrhofen (AUT) hat sie sich damals auf Platz 3 gekämpft. Danach gab’s einen Doppelsieg: bei den beiden FIS-Riesenslaloms auf dem Hasliberg. Die folgende Saison startete mit zwei Einsätzen im Weltcup-Slalom. Sie konnte sich nicht für den 2. Lauf qualifizieren, aber sie hat es in die Top-10 der Europacup-Rennen geschafft, wie in Arnthal letzte Saison.

Training ist alles, Bro!

Ob Lorina vor den Rennen nervös ist? „Nervös sein gehört dazu“, sagt die 24-Jährige. „Man muss den Punkt finden, bei dem man sich nicht selbst mental im Weg steht.“ Jeder Tag und jede Situation ist anders. „Das Wichtigste ist, den Zustand zu akzeptieren, man muss mit dem arbeiten, was man hat.“

Die Skifahrerin betont, wie wichtig das Mentaltraining ist. „Während des Rennens passiert viel im Kopf. Bei Speed-Disziplinen mit hohem Tempo ist es das Risiko, welches mental sehr herausfordernd ist. Im Slalom dagegen ist es weniger das Risiko, welches mental fordert, sondern dass man zwei Läufe fährt. Das heisst, Aktivierung und Fokus muss man so behalten, dass man im zweiten Lauf erneut alles abrufen kann.“

Aber auch Konditionstraining ist nötig, um ein Skirennen überhaupt bestreiten zu können. Lorina Zelger trainiert mindestens fünfmal in der Woche – je eine Einheit am Vormittag und eine am Nachmittag. Manchmal kommt am Wochenende eine Einheit dazu, dann meistens in Form von Wandern oder Radfahren, um auch die Ausdauer zu pushen. „Einen Tag in der Woche sollte aber immer versucht werden, Pause zu machen“, sagt sie. Für die täglichen Trainings fährt die Gamserin nach Balzers zum Rotor-Leistungszentrum.

Auf der Slackline – Gleichgewicht ist Key!

Slackline ist bei Skifahrern beliebt, um das Gleichgewicht zu üben. Deshalb hat ihr Dad, Erich Zelger, mit ihr und ihren beiden Geschwistern oft geübt, auf dem Seil zu gehen. „In der ersten Zeit spannte Vater das Gurtband zwischen zwei Bäume auf dem Schulareal.“ Später hat er eine Vorrichtung im Garten bei ihnen zu Hause gebaut. Auch heute, rund 15 Jahre später, steht die Vorrichtung noch im Garten in Gams. „Mittlerweile wurde sie ausgebaut und ist höhenverstellbar.“ Lorina Zelger hat noch Ziele auf dem Seil, die auf ihrer persönlichen To-do-Liste stehen. „Dazu gehört das Highlinen. Das heisst, das Seil wird zwischen Hochhäuser oder noch besser zwischen Bergen gespannt.“

Balance zwischen Sport und Studium

Abgesehen vom Sport hat Lorina auch andere Hobbys wie Klettern, Bouldern oder Squashen. Aber auch Lesen gehört zu ihren Leidenschaften. „Hauptsache ein Buch“, sagt sie. Sie ist dankbar, Sport ausüben zu dürfen und hält sich regelmässig vor Augen, dass dies ein Privileg und keine Selbstverständlichkeit ist. „Ich bin dankbar für alle, die mich dabei unterstützen.“ Eine wichtige Konstante stelle vor allem ihr Vater dar. Er fuhr früher selbst bei Europacup-Rennen mit und kann deshalb durch seine Erfahrung gute Ratschläge erteilen.

Abseits der Piste studiert die disziplinierte Skifahrerin an der Hochschule Magglingen EHSM (Eidgenössische Hochschule für Sport Magglingen EHSM) in Bern mit dem Ziel, den Master Spitzensport zu erlangen. Ihr Traum wäre es, als Athletiktrainerin zu arbeiten. „Ich finde es auch aus mentaler Sicht positiv, ein zweites Standbein zu haben.“

Im Moment muss das Studium aber etwas hinten anstehen, denn der Winter steht bevor. Diese Saison möchte die Gamserin den Schritt in den Weltcup schaffen und in die Top 30 fahren. „Ich bin guter Dinge, dass es gelingen könnte“, so Lorina Zelger.

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